- Das Schlachthaus mit seinen Abfallgruben war nicht das erste Gebäude an dieser Stelle. Völlig überraschend haben sich bei den Ausgrabungen Teile eines aus Holz errichteten Hauses des 13. Jahrhunderts im Boden erhalten. Mit zwei Balken, die im rechten Winkel miteinander verbunden waren, und einem verrutschten Unterlegstein gibt sich die ehemalige Südwestecke des Hauses klar zu erkennen. Derart gut erhaltene archäologische Befunde sind in Bayern eine große Seltenheit.
- Falls Ingolstadt auch im Süden einen Stadtgraben besaß, wie stets angenommen wird, hätte das Haus isoliert zwischen Flussufer und Stadt gelegen. Allerdings konnte bisher an der Südflanke der Stadt kein Graben nachgewiesen werden. Vielleicht beschränkte man sich hier am Fluss auf eine Abgrenzung durch Wall oder Mauer. Ihr Verteidigungswert wurde durch die Bebauung im verlandenden Uferbereich sowieso rasch eingeschränkt.
- Der Baugrund des Hauses im Uferbereich wurde durch eine Holzkastenkonstruktion befestigt, eine damals nicht unübliche Methode. Da die Konstruktion in dem verfüllten, aber noch feuchten Flussbett lag, hatte sie sich sehr gut erhalten. Sie bestand aus Brettern und war etwa 0,5 bis 0,6 m hoch. Im Bild ist die Konstruktion links unten erkennbar. Eine der Bohlen war noch so robust, dass sie sich konservieren ließ. An den Holzkasten war außen zur Stabilisierung und Abdichtung künstlich verdichteter Lehm angeschüttet worden.
- Das Innere des Kastenwerks verfüllte man mit kiesigem Material, auf dem die Holzkonstruktion des Hauses selbst saß. Für die späteren Großbauten Spital und Schlachthaus reichte ein derartiger Unterbau nicht aus. Hunderte von Holzpfählen mussten für Ihre Fundamentierung eingeschlagen werden.
Text und Foto: Dr. Gerd Riedel, 2005.
- Siehe auch:
- Zur Auswahl Ausgrabungen am Rathausplatz 2005
- Zur Auswahl Stadtarchäologie
- Materialsammlung zu Ingolstadt
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