Phönikische Schiffe
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- Auf assyrischen Reliefs um 700 v. Chr. finden sich Schiffe, welche vermutlich phönikischen Ursprungs sind.
- Es handelt sich um Frachtschiffe mit senkrecht hochgezogenen Steven, der Vorsteven trägt einen Pferdekopf.
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- Auf einem hebräischen Skarabäus-Siegel des 8. bis 7. Jhs v.Chr. ist ein wohl ebenfalls phönikisches Schiff abgebildet, welches in verblüffender Weise demjenigen unserer Fibel ähnelt.
Römische Schiffe
- An der Seeschlacht von Actium hatten die leichten beweglichen, nach dem Vorbild illyrischer Seeräuberschiffe gebauten Liburnen entscheidenden Anteil.
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- In der gesamten römischen Kaiserzeit wurden sie auf den Münzenabbildungen als Symbol für militärische Unternehmungen des jeweiligen Kaisers benutzt, welche mit einer Seereise, insbesondere in den Vorderen Orient, zu tun hatten.
(z.B. die Legions-Denare des Marcus Antonius, 32-31 v. Chr. sowie Münzen von Hadrianus, Marcus Aurelius, Septimius Severus, Caracalla, Elagabalus, Gordianus III., Gallienus, Postumus, Carausius, Allectus und Constantinus mit seinen Söhnen.)
- Die Fibel von Zugmantel dürfte diesem Schiffstyp entsprechen.
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- Die Fibeln aus Neuburg und Petinesca weisen dagegen keinen Rammsporn auf, es muß sich bei dem angenommenen Schiffstyp also um ein Fracht- oder Transportschiff handeln.
- Der Schnörkel am Achtersteven sieht dem Schwanenhals eines römischen Zweimasters - einer corbïta - ähnlich, auch die gitterartige Bordwand weist auf ein Lastschiff hin.
- Auf einem Sesterz des Nero, ca. 55 n. Chr., der den Hafen von Ostia aus der Vogelschau zeigt, sind mehrere derartige Boote zu sehen.
- Fast alle diese größeren Frachtschiffe weisen jedoch einen weit noch vorne ausladenden Klippersteven auf, was bei unserem Fibelschiffchen nicht der Fall ist.
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- Dessen runde, fast gerade hochgezogene Stevenform taucht auf den Säulen des Traianus und Marcus Aurelius in Rom bei den dort abgebildeten Truppen-Transportschiffen auf.
- Diese entsprechen wohl den Booten der Rheinflotte, welche Tacitus (Ann. 2,6.) schildert:
- Germanicus ließ 16 n.Chr. eine Flotte von 1.000 Schiffen erbauen, "die zum größten Teil aus Marinetransportern bestand, da die Germanen keine Flotte besaßen und man daher nur wenige ausgesprochene Kampfschiffe benötigte."
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- Sie waren "kurz, mit schmalem Vor- und Achterschiff und mittschiffs weitbäuchig gebaut.
Sie hatten flache (platte) Kiele, um ohne Beschädigung auf Grund laufen zu können. Sie waren mit Steuerrudern vorn und achtern ausgerüstet, um mit Bug oder Heck landen zu können.
Sie eigneten sich auch für den Transport der Pferde und des gesamten Nachschubs.
- Sie waren mit leicht zu handhabendem Segelwerk und mit schnell beweglichen Riemen ausgerüstet."
(Viereck, H.D.L.: Die Römische Flotte, Classis Romana, 1975)
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- Der Grabstein des Blussus, eines Reeders, der 75 n.Chr. in Mainz starb, zeigt offenbar ein derartiges Schiff, welches auch der Beschreibung der actuariae entspricht, wie sie von Caesar für verschiedene Transporte bei der Überfuhr nach Britannien eingesetzt wurden.
- "Sie zählten zur Kriegsmarine und wurden bloß im Notfall durch Anbringung eines Rammsporns als Kampfschiffe verwendet." (Neumann, A.R. Der Kleine Pauly, Bd.1, S.59.)
- 1986 wurden bei Ausgrabungen in Oberstimm zwei Schiffe gefunden, welche eine Breite von etwa 3 m haben und deren Eichenhölzer um 100 n.Chr. gefällt worden waren. Die beiden Schiffe wurden in der in der Antike am Mittelmeer üblichen Weise "auf Schale" gebaut.
- Die einzelnen Plankengänge wurden in Karweelbauweise durch hölzerne Querriegel fest miteinander verklammert und die Spanten nachträglich mit Holznägeln befestigt; Metallteile wurden bisher nicht gefunden.
- Es handelt sich wohl um Ruderschiffe für Mannschaftstransport oder Patrouillen, vergleichbar vielleicht mit den actuariae bei Caesar.
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- Das Weinschiff von Neumagen an der Mosel weist bisher als einziges einen mit unserem Fibelschiff vergleichbaren Tierkopf auf.
An seinem Bug befindet sich ein Greiffenkopf, am Heck ein Wolfskopf.
- Der Kopf auf unserer Fibel dürfte wohl ebenfalls einem Greiffen zugehören, ein Pferdekopf wie auf den oben gezeigten Schiffen der Phöniker ist es sicherlich nicht.
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- Ein vergleichbarer Kopf ist in Form einer Kriegstrompete auf einer keltischen Münze der Lemovices als Beizeichen dargestellt (LT 4551).
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- Schiffe auf gallischen und britannischen Münzen gleichen aber wieder den römischen Liburnen (LT 8611, 9416, 9417).
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- Trotz aller Ähnlichkeit kann es sich bei unserem Fibelschiff nicht um ein Wikingerboot (z.B. ein Langboot von der Bayeux-Tapete) handeln, da diese so früh wohl noch nicht auftauchen - älteste Abbildungen stammen aus dem 7. Jh. n.Chr. - und überdies in Klinkerbauweise (mit überlappenden Planken) erstellt wurden.
- Für ein Langschiff erscheint unser Schiffchen zu kompakt; einem nordischen Frachtschiff entspricht es auch nicht, da diese üblicherweise einen Stevenbart (zur Erhöhung der Kursstabilität in der Dünung der Nordsee) aufweisen.
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- Aus Rom sind flach gegossene Bronze-Marken aus dem 1. Jh. n.Chr. bekannt, welche privat von einem Handelshaus in Ostia herausgegeben worden waren.
- Darauf sind zwei Ruderer in einem nach rechts fahrenden Boot abgebildet.
Das Ruderboot hat eine Art Rammsporn am Bug (es könnte sich jedoch dabei auch um einen verlängerten Kiel zur Kursstabilisierung handeln) und hochgezogene, eingerollte Steven.
- Eine gewisse Ähnlichkeit mit unserer Fibel ist vorhanden; der thematische Bezug dagegen erscheint unbefriedigend.
- Siehe auch:
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