Barrierefreier Tourismus in Deutschland

Frau im Rollstuhl auf einem geteerten Weg in einem Park
Verlässliche Informationen bei der Planung helfen, barrierefreie Unternehmungen zu verwirklichen© iStock.com/nortonrsx

Menschen mit Behinderungen, Senioren und Familien mit kleinen Kindern müssen bei der Planung einer Reise wissen, ob die Gegebenheiten am Zielort ihren Bedürfnissen entsprechen und für sie komfortabel sind.

  • Verlässliche Informationen mit dem Projekt "Reisen für Alle"

  • Spannende, barrierefreie Reiseziele

  • Tipps zum Reiserecht

Barrierefreie Angebote finden mit "Reisen für Alle"

Wo gibt es Wanderwege, die mit Rollstuhl und Kinderwagen befahrbar sind? In welchen Hotels sind Blindenhunde willkommen? Und welche Museen bieten Führungen für gehörlose Menschen an? Um derartige Fragen zu beantworten, wurde das Projekt "Reisen für Alle"* ins Leben gerufen, eine vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie geförderte Initiative des Deutschen Seminars für Tourismus (DSFT) Berlin e.V.

Unterschiedlichste touristische Angebote (wie z.B. Hotels, Campingplätze, Gastronomiebetriebe, Geschäfte, Sehenswürdigkeiten, Veranstaltungsorte) werden nach umfangreichen, deutschlandweit einheitlichen Kriterien erfasst, bewertet und zertifiziert. Die Ergebnisse sind in einer Datenbank abrufbar, unterteilt nach Kategorie, Bundesland und Reiseregion. So können Reisende das touristische Angebot im Vorfeld auf persönliche Nutz- und Erlebbarkeit prüfen.

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Die spannendsten barrierefreien Outdoorabenteuer 2024

Manche Regionen und Städte in Deutschland haben ganz besonders vielfältige Angebote für Menschen, die mit einem Handicap unterwegs sind. Dort ist man sich bewusst, dass zu einem gelungenen Urlaub nicht nur Unterkunft und Verpflegung, sondern auch schöne und besondere Erlebnisse gehören.

Husky Touren durch das Ruppiner Seenland

Ein unbeschreibliches Gefühl von Freiheit und Abenteuer erwartet Sie mit einem Hundegespann. Dabei müssen Sie nicht bis nach Grönland reisen und auch keine Spitzenfitness vorweisen. In Storbeck-Frankendorf, einer kleinen Gemeinde nördlich von Berlin im Ruppiner Seenland, gibt es ein ganz besonderes Angebot: Touren mit Siberian Huskys.

Selbst Menschen mit Behinderungen können die kleinen Abenteuer, die sie mit ihren mehr als 20 Hunden in der Weite Brandenburgs anbieten, genießen. Für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen steht ein spezieller Trainingswagen bereit, der von einem erfahrenen Guide gesteuert wird, während das Husky-Gespann davor zieht.

Die Route führt über breite Wald- und Feldwege durch den Frankendorfer Forst. Personen mit Sehbehinderungen und Blinde können gemeinsam mit einer sehenden Begleitperson und einem Husky auf Wandertour gehen. Auch Menschen mit Lernschwierigkeiten sind herzlich eingeladen, an diesen Abenteuern teilzunehmen. Zusätzlich besteht für sie die Möglichkeit, im Hundeschlittenkurs "Hälla" ein eigenes drei- bis vierköpfiges Husky-Gespann zu führen.

Weitere Informationen:
Freizeit mit Huskies, Ruppiner Seenland, Frankendorf*

Hundeschlittentour in den Wäldern um Frankendorf
Hundeschlittentour in den Wäldern um Frankendorf© Tourismusverband Ruppiner Seenland e.V.

Inklusive Naturspektakel in Garmisch-Partenkirchen und in der Eifel

Partnachklamm für Alle

Tosende Wassermassen, die unaufhörlich durch die Klamm strömen. Ein faszinierendes Spiel aus Licht und Schatten, das sich entlang der Felsformationen entfaltet. Und der erfrischende Duft des Gebirgsflusses, der die Sinne belebt und typisch für das heilsame Klima der Region ist. In den Bergen gibt es Orte, an denen man die lebendige und mitreißende Kraft der Natur hautnah erlebt, wo man sich als Teil eines einzigartigen Naturschauspiels fühlt. Die Partnachklamm ist genau solch ein Ort – ein Erlebnis für jeden.

Durch die natürliche Beschaffenheit der Klamm ist es an einigen Stellen eng und feucht, was sie in der Vergangenheit für manche Menschen, wie Rollstuhlfahrer, schwer zugänglich machte. Das neue Projekt "Partnachklamm für Alle" stellt ein besonderes Angebot vor: An einem Tag im Monat außerhalb der regulären Öffnungszeiten wird besonders auf die Bedürfnisse verschiedener Einschränkungen eingegangen. An diesen Tagen haben alle Menschen die Möglichkeit, unter sachkundiger Führung, die Partnachklamm zu erkunden.

Von Mai bis Oktober 2024 werden an jedem ersten Donnerstag des Monats um 18 Uhr sowie zusätzlich an den Samstagen, dem 11. Mai und dem 15. Juni um 8.30 Uhr, Führungen für Menschen mit körperlichen, kognitiven oder Mobilitätseinschränkungen angeboten.

Weitere Informationen und Tickets:
Erlebnisse Garmisch-Partenkirchen*

Ein Wasserfall in der Partnachklamm
Ein Wasserfall in der Partnachklamm© GaPa Tourismus GmbH/Marc Hohenleitner

Hängebrücke "Irreler Wasserfälle"

Eine Tour durch den Naturpark Südeifel kurz vor der luxemburgischen Grenze verspricht spektakuläre Ausblicke und eine kleine Portion Nervenkitzel. Malerische Flusstäler, ausgedehnte Wälder und geheimnisvolle Felsenwelten sowie eine vielfältige Flora und Fauna können auch von Menschen mit Mobilitätseinschränkungen auf ausgewählten Touren erlebt werden. Rollstuhlzuggeräte stehen dazu an drei Verleihstationen bereit.

Eines der spannendsten Abenteuer kann man auf der Wanderroute von Irrel über Prümzurlay zur Hängebrücke "Irreler Wasserfälle" erleben. Trotz ihres Namens handelt es sich bei den "Wasserfällen" eigentlich um Stromschnellen, die dennoch einen imposanten Anblick bieten. Seit Ende September 2023 überspannt eine neue, teilweise barrierefreie Hängebrücke das enge Tal der Prüm. Ihr Untergrund besteht aus besonders engmaschigen Gitterrosten. Der Blick von der 16 Meter hohen Konstruktion nach unten ist beeindruckend: Unter den Füßen und Rädern rauscht das Wasser an tonnenschweren Felsbrocken vorbei.

Weitere Informationen:
Wandern mit Swisstrac | Kombi-Route Irreler Wasserfälle*
Verleihstationen | Barrierefreie Eifel | Urlaub Eifel*

Hängebrücke Irreler Wasserfälle© Naturpark Südeifel, Thomas Urbany

Handbiketouren in der Sächsischen Schweiz und im Lausitzer Seenland

Mit dem Handbike von der Bastei nach Stadt Wehlen

Die Nationalparkregion Sächsische Schweiz bei Dresden ist weltweit bekannt für ihre einzigartigen Felsformationen, die majestätischen Tafelberge und geheimnisvollen Schluchten. Mit 1200 Kilometern markierten Wanderwegen ist sie ein wahres Paradies für Wanderfreunde. Zudem bietet sie auch eine Auswahl an Handbike-geeigneten Touren, die zwar klein, aber von hoher Qualität sind.

Ein Tipp ist die fünf Kilometer lange Handbiketour von der Bastei nach Stadt Wehlen. Der Startpunkt bietet bereits den ersten Höhepunkt der Strecke: die neue, barrierefreie Basteiaussicht. Von hier aus genießt man einen weiten Blick ins Elbtal, auf markante Tafelberge wie den Lilienstein und auf die zauberhafte Rathener Felsenwelt.

Im Biergarten vor dem Basteihotel können sich Handbiker für die eigentliche Tour stärken. Diese führt vom Basteiparkplatz über einen Waldweg und durch den eindrucksvollen Tscherregrund mit seinen imposanten, moosbewachsenen Felsen bis zum Städtchen Wehlen. Ein Abstecher führt Handbiker zum imposanten Uttewalder Felsentor, das schon Caspar David Friedrich inspirierte. Den Tag lässt man am besten bei einem Stück Kuchen in einem Café auf dem Wehlener Marktplatz ausklingen.

Weitere Informationen:
Handbiketour "Von der Bastei nach Stadt Wehlen"*

Ein rollstuhlfahrer am Uttewalder Felsentor in der Sächsischen Schweiz
Uttewalder Felsentor© Peggy Nestler

Handbiken um Lausitzer Seen

Im Lausitzer Seenland bietet sich eine spannende Gelegenheit zum Handbiken entlang neuer Ufer. Diese Region hat in den letzten Jahrzehnten eine faszinierende Veränderung durchgemacht: von einem Braunkohle-Revier zu einem wasserreichen Urlaubsparadies. Bald wird es Europas größte von Menschenhand geschaffene Seenlandschaft sein, und an einigen Stellen kann man das Jahrhundertprojekt Landschaftswandel noch hautnah miterleben.

Besonders für Handbiker und Genussradler bieten die breiten, ebenen und größtenteils autofreien Wege rund um die neuen Seen ein Highlight. Eine der schönsten Touren führt über 18 Kilometer rund um den Senftenberger See. Der asphaltierte Weg führt am modernen Stadthafen entlang, am Koschener Kanal, wo man das Schleusen der Schiffe beobachten kann, und am Familienpark vorbei, wo im Sommer ein barrierefreier Strandzugang geplant ist. Eine längere Option ist die 37 Kilometer lange Tour rund um den Geierswalder und Partwitzer See, vorbei an schwimmenden Häusern, dem Barbara-Kanal und einem Reiterhof.

Neben Fahrrad- und Handbikeverleih werden geführte Tandemtouren für Menschen mit Sehbehinderungen und Blinde im Lausitzer Seenland angeboten.

Weitere Informationen:
Lausitzer Seenland - junge Urlaubsregion zwischen Dresden & Berlin*

Detaillierte Informationen zur Barrierefreiheit einzelner Angebote finden Sie bei Reisen für Alle*.

Informationspflicht der Reisevermittler und Reiseveranstalter

Die vorvertraglichen Informationen der Reisevermittler und Reiseveranstalter müssen ausdrücklich Hinweise enthalten, ob die jeweilige Reise auch für Reisende mit eingeschränkter Mobilität geeignet ist. Daher muss jede Reiseausschreibung (z.B. in Prospekt oder Katalog) darüber informieren, ob die Reise z.B. für Rollstuhlfahrer, Gehörlose oder Blinde geeignet ist.

Falls der Veranstalter pauschal darauf hinweist, dass eine Reise für Menschen mit eingeschränkter Mobilität nicht geeignet ist und Sie sich dennoch für diese konkrete Reise interessieren, sollten Sie schriftlich beim Veranstalter nachfragen, ob sie vielleicht doch für Sie geeignet ist. Denn letztendlich kommt es immer auf die konkrete Beeinträchtigung des Reisenden an. Sollte der Reiseveranstalter bestätigen, dass eine Reise für Ihre konkrete Beeinträchtigung geeignet ist, sollten Sie diese Zusage schriftlich im Reisevertrag festhalten.

Mehr zum Pauschalreiserecht lesen Sie hier.

Reiserechte von Personen mit Behinderung

Reisebuchung

Reiseveranstalter und Verkehrsunternehmen dürfen eine Buchung und Beförderung nicht wegen einer Behinderung oder des Alters ablehnen. Von diesem Grundsatz gibt es eng begrenzte Ausnahmen (z.B. entgegenstehende Sicherheitsbestimmungen bei einer Airline oder technische Hindernisse).

Erleichterungen auf Reisen

Personen mit Behinderung oder mit eingeschränkter Mobilität haben in der EU bei der Buchung von Reisen und der Beförderung mit Flugzeug, Bahn, Bus oder Schiff besondere Rechte:

  • Kostenlose Betreuung bzw. Hilfe beim Ein-, Aus- und Umsteigen an Flughäfen, Bahnhöfen, Busbahnhöfen und Häfen (Anmeldung des Hilfsbedarfs und rechtzeitige Anwesenheit vor Ort vorausgesetzt). Erkundigen Sie sich bei Ihrem Beförderer nach den Einzelheiten.

  • Teilweise kostenlose Mitnahme einer Begleitperson. Fragen Sie bei Ihrem Beförderer konkret nach.

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