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23.01.2022

Streusalz ist keine Lösung

Gefahr für Pflanzen und Tiere

Temperaturen unter Null, feuchte Luft, leichter Schneefall – und schon wird’s rutschig auf den Gehwegen. Was tun? Falsch ist jedenfalls der Griff zum Streusalz, denn der ist in Ingolstadt verboten.

Viele Kommunen haben in den vergangenen Jahren Privatleuten den Einsatz von Streusalz untersagt, so auch Ingolstadt. Dafür gibt es eine ganze Reihe guter Gründe: Streusalz stellt eine Gefahr für Pflanzen und Tiere dar, belastet die Böden, beeinträchtigt Oberflächen- und Grundwasser und kann Schäden an Autos und Gebäuden verursachen.

Wenn Streusalz vom Verkehr aufgewirbelt und verspritzt wird, kann es direkt auf die Pflanzen am Straßenrand gelangen und diese verätzen. Besonders an Jungbäumen zeigen sich Schäden an der Rinde, die vom Salz in Verbindung mit direkter Sonneneinstrahlung verusacht werden.
Überdies beeinträchtigt das Streusalz den Stoffwechsel der Pflanzen. Wenn das salzige Schmelzwasser über die Wurzeln aufgenommen wird und sich in der Pflanze anreichert, verhindert das die Wasseraufnahme. Um den Salzgehalt innerhalb und außerhalb ihrer Zellen auszugleichen, müssen die Gehölze vermehrt Wasser abgeben und vertrocknen somit allmählich. Es zeigen sich braune Stellen an den Blatträndern, sogenannte Nekrosen, die sich bis in die Blattmitte hin ausbreiten. Die Blätter sind kleiner, als man es typischerweise erwarten würde. Der Laubaustrieb im Frühjahr verschiebt sich nach hinten und der Laubabwurf im Herbst verlagert sich nach vorn. Ist der Baum dadurch bereits geschwächt, wird er überdies anfälliger für Krankheiten und Parasiten, die im schlimmsten Fall zum Absterben führen können. Dagegen hilft übrigens auch ausreichender Niederschlag nicht – der einzige Weg, den Bäumen wieder zu mehr Vitalität zu verhelfen, ist im Winter die Ausbringung von Tausalz zu reduzieren. Über Jahre hinweg können sich dann der Boden und mit ihm die Bäume erholen. Einige Arten sind besonders anfällig für streusalzbedingte Schäden, unter anderem Linde, Ahorn und Rosskastanie, die gerne an Straßenrändern angepflanzt werden.

Das Streuen der Gehwege durch Privatleute, die in guter Absicht ihre Verkehrssicherungspflicht erfüllen wollen, kann auch für Vierbeiner unangenehme Folgen haben: Das Streusalz verätzt die Pfoten von Katzen und Hunden, dadurch können sich Entzündungen bilden. Wenn sich die Tiere das Salz von den Pfoten lecken, können zudem Verdauungsprobleme bis hin zu Vergiftungserscheinungen entstehen.

Das in den Boden eindringende Salz verkrustet den Boden und führt zu einer sogenannten Verschlämmung, d.h. der Boden verdichtet sich und kann weniger Wasser aufnehmen und speichern. Er wird also weniger durchlüftet und die Durchwurzelbarkeit verringert sich. Das hat Folgen für die wichtigen Pilze und Kleinstlebewesen, die für die Humusbildung notwendig sind. Sie sterben ab oder werden zumindest massiv geschädigt. Wenn Jahr für Jahr umfangreich gestreut wird, kann das Salz auf natürliche Weise nicht so schnell abtransportiert werden, wie es eingetragen wird. Dadurch erhöht sich der Salzgehalt des Bodens schleichend über viele Jahre hinweg. Ist eine kritische Konzentration erreicht, werden Straßenbäume krank.

Über das Entwässerungssystem wird das Streusalz in Flüsse, Bäche und Seen gespült, wo es lokal vereinzelt kritisch für Süßwasserorganismen werden kann. Zum anderen gelangt es über den Boden in das Grundwasser und führt dort zu einer Chloridbelastung.

Streusalz ist nicht nur für Lebewesen schädlich, sondern auch für Autos oder Gebäude. Lack und Unterboden von Fahrzeugen sind besonders gefährdet.
An Gebäuden können Feuchtigkeitsschäden mit Versalzungen, Schäden am Putz sowie Korrosion an Stahlträgern auftreten. Häufig passiert das im Inneren der Bauteile, deshalb sind die Gefahren, die dadurch entstehen, zunächst oft nicht sichtbar.

Angesichts all dieser Auswirkungen wird deutlich, dass im Interesse und zum Schutz der Umwelt – und auch der Menschen – die Verwendung von Streusalz durch Privatleute zu Recht verboten ist. Nur durch konsequente Vermeidung bzw. Reduzierung von Streusalz lassen sich das wertvolle Gut Boden und mit ihm Pflanzen, Tiere und Gewässer schützen.
Die schonendste Methode ist immer noch die Gehwege schnellstmöglich und sorgfältig zu räumen, damit erst gar keine glatte Schicht entstehen kann. Ganz nebenbei wird beim Schneeräumen der körpereigene Kreislauf angeregt und man kann sich das Fitnessstudio sparen – also ein echter Gewinn für beide Seiten: Mensch und Umwelt. Bei erhöhter Glättegefahr kann alternativ zu Streusalz Sand, Kies oder Splitt eingesetzt werden.