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19.10.2020

Die reiche Dame von Pförring

Das Kammergrab im Stadtmuseum Ingolstadt

Das Grab einer unbekannten, reichen Dame aus Pförring versetzt Experten und Fachleute in Entzücken. Als im 5. Jahrhundert nach Christus die römische Herrschaft nördlich der Alpen zunehmend ins Wanken geriet, ist den historischen Quellen aus unserem Raum nur wenig über die Ereignisse in der Region bekannt. Auch archäologische Zeugnisse sind rar. Umso bedeutender ist das reiche Frauengrab von Pförring, das nun einen zentralen Platz im Ingolstädter Stadtmuseum bekommt.

Bei dem so genannten Kammergrab handelt es sich um die Bestattung einer Frau, die mit reichen Beigaben in einer aufwändig gezimmerten Grabkammer bestattet worden war. Dieses Grab ist nicht allein aufgrund der Qualität seiner Ausstattung bemerkenswert, sondern auch deshalb, weil die Bestattung ungestört überliefert ist. Im feinen Lössboden zeichneten sich zudem viele bereits vollständig vergangene Elemente sehr deutlich als Verfärbungen ab. Dies ermöglicht detaillierte Beobachtungen zur Bauweise der Grabkammer. Die Tote war mit reichem Schmuck beigesetzt. Unter anderem trug sie eine Kette in mehreren Strängen um den Hals, mit kleinen Perlen aus rosa Korallen. An zwei Gewandschließen im Schulterbereich hing ein Collier aus großen Perlen aus Bernstein sowie verschiedenen farbigen Glasperlen. Auf dem Kopf fanden sich mehr als ein Dutzend Beschläge aus Silberblech, die auf eine Art Stirnband aufgenäht waren. Sie stellen Tiere, wohl Lämmer, dar, was als frühester Hinweis auf das Christentum in der Region gewertet werden könnte.

Das Grab samt Rekonstruktion, erstellt von der Firma mdv aus München, lässt sich inhaltlich wie räumlich hervorragend in das Stadtmuseum integrieren. Es zeigt die Bedeutung des mittleren bayerischen Donauraums, in dem in der Folge das Königsgut Ingoldesstat entstand. Der Markt Pförring stellt daher die originale Grabausstattung der Stadt Ingolstadt als Leihgabe zur Verfügung. Die Marktgemeinde hat die Grabbeigaben nach ihrer Bergung durch Vera Planert, proArchProsektion und Archäologie GmbH, in den Werkstätten des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege umfassend restaurieren lassen. Derzeit sind sie noch im Pförringer Rathaus ausgestellt. Im Stadtmuseum wird das Kammergrab einen zentralen Platz einnehmen. Optisch und thematisch steht es am Ende und in der großen Blickachse der Archäologischen Abteilung. Es leitet über zur Stadtgeschichtlichen Abteilung, die den Raum Ingolstadt bis in die Gegenwart in vielfältiger Weise präsentiert. Die Frau von Pförring, die römische wie germanische Einflüsse in ihrem Grab vereint, lebte am Vorabend der christlich geprägten Geschichte Bayerns.