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10.06.2020

„Vorbildlich gepflegt“

Inventur im städtischen Forst Neuhau

Wie in vielen Geschäften, Unternehmen und Firmen wird auch im Wald regelmäßig eine Inventur durchgeführt. Weil Veränderungen in der Natur aber nur über viele Jahre hinweg erkennbar sind, findet eine solche Bestandsaufnahme nur alle 20 Jahre statt. Nun war es wieder soweit. Der Forstsachverständige Alfred Raunecker aus Augsburg nahm die Arbeit des städtischen Forstamtes im Neuhau – mit rund 700 Hektar der größte städtische Wald – vier Wochen lang ganz genau unter die Lupe. Zum einen gibt es dabei einen Rückblick mit Erfolgskontrolle, zum anderen eine Planung für die kommenden 20 Jahre. Das Fazit des Sachverständigen: „Der Neuhau ist absolut vorbildlich gepflegt“.

„Der Wald ist ein wesentlicher Teil der natürlichen Lebensgrundlage und hat landeskulturelle, wirtschaftliche, soziale sowie gesundheitliche Aufgaben zu erfüllen. Er ist daher nachhaltig zu bewirtschaften. Die Schutz- und Erholungsfunktionen des Waldes und seine biologische Vielfalt müssen gesichert und verbessert werden. Bei allen Maßnahmen sind die Belange des Naturschutzes und der Landschaftspflege sowie der Wasserwirtschaft zu berücksichtigen“, sagt Alois Hecker vom staatlichen Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Das Ziel ist klar: Standortgemäße, naturnahe, gesunde und leistungsfähige Wälder. Für den Neuhau hat der private Forstsachverständige Alfred Raunecker einen neuen Forstwirtschaftsplan erstellt. Die Kosten in Höhe von rund 25.000 Euro teilen sich Staat und Stadt zur Hälfte. Der Forstwirtschaftsplan hat eine Laufzeit von 20 Jahren, wird aber nach zehn Jahren überprüft sowie gegebenenfalls ergänzt oder erneuert. Der Plan stellt die Richtschnur für die Bewirtschaftung des Waldes dar.

Der Wald soll heute die Heimat von vielen unterschiedlichen Baumarten sein. Vor vielen Jahrzehnten wurde nahezu vollständig auf die Fichte gesetzt, eine Monokultur ist entstanden. Das hat einen guten Grund: Die Fichte gilt als „Brotbaum“ – auch heute noch entstehen rund 90 Prozent der Einnahmen aus dem Holzverkauf durch Fichtenholz. Eine Fichten-Monokultur hat aber bedeutende Nachteile: sie sind anfällig für Schädlinge und Stürme richten bei den Flachwurzlern immer wieder hohe Schäden an. Schon seit etwa 30 Jahren wird daher an einer Umgestaltung hin zum Mischwald gearbeitet – mit Erfolg, wie die Zahlen des städtischen Forstamtsleiters Hubert Krenzler zeigen. Waren 1951 nahezu ausschließlich Fichten vorhanden, ging der Wert über die Jahre immer weiter zurück. Heute liegt der Fichten-Anteil bei etwa 62 Prozent, als Ziel im neuen Forstwirtschaftsplan sind für das Jahr 2040 etwa 50 Prozent angepeilt. Parallel dazu steigt der Anteil anderer Baumarten, etwa der von Buchen, Eichen, Kirschbäumen, Ahorn und Eisbeere. Ein derart vielfältiger Wald ist nicht nur biologisch wertvoller, sondern auch weniger anfällig für Veränderungen des Klimas.