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05.05.2021

„Keine Pläne für die Schublade“

OB und Bürgermeisterinnen ziehen Bilanz nach einem Jahr im Amt

Genau ein Jahr ist die Stadtspitze im Amt, ein Jahr, das von der Corona-Pandemie geprägt war. „Wir sind selber erstaunt, was in diesem Jahr trotzdem auf den Weg gebracht wurde. Geholfen hat sicher, dass wir von Anfang an positiv an die Sache herangegangen sind“, zieht Oberbürgermeister Christian Scharpf in der städtischen Pressekonferenz Bilanz und betont in diesem Zusammenhang vor allem die vertrauensvolle Zusammenarbeit im Stadtrat.
Die Corona-Krise sei vor Ort bisher sehr gut gemeistert worden, so der OB weiter. Mit dem raschen Aufbau mehrerer Test- bzw. Schnelltestzentren, den beiden Impfzentren und der Sonderlieferung von 20.000 Dosen des AstraZeneca-Impfstoffs habe die Stadt einiges geleistet, um die Pandemie möglichst rasch einzudämmen.

Wie überall ist auch in Ingolstadt der Einzelhandel besonders stark von der Pandemie betroffen, und schon vorher hatten es die Geschäfte in der Innenstadt nicht einfach. „Unsere Innenstadt liegt auf der Intensivstation“, bringt es Scharpf auf den Punkt. „Es zahlt sich aber aus, dass wir uns schon vor der Sommerpause im vergangenen Jahr dem Thema gewidmet und seitdem vieles auf den Weg gebracht haben, denn die Innenstadt ist das Herz und die Seele der Stadt.“
Tatsächlich ist in den vergangenen Monaten einiges passiert, unter anderem wurden die Stellen eines Stadtmarketingmanagers und einer Leerstandsmanagerin geschaffen, dazu hat ein sogenannter Innenstadtkümmerer seine Arbeit aufgenommen. Ob der letzte „Coup“, die Senkung der Gebühren in den innerstädtischen Parkeinrichtungen den gewünschten Erfolg erzielt, ist noch nicht abzusehen. „Aber wir dürfen nichts unversucht lassen“, betont Christian Scharpf.
In diesem Zusammenhang stehen auch Überlegungen, wie es mit der Schlosslände weitergehen könnte, die die Altstadt von der Donau trennt. Spätestens im kommenden Jahr soll es konkrete Planungen geben. „Hier muss etwas vorwärts gehen, wir machen keine Pläne für die Schublade“, verspricht Scharpf.
„Sogar über die Surfwelle in der Donau wird wieder diskutiert“, ergänzt die zweite Bürgermeisterin Dorothea Deneke-Stoll.

Deneke-Stoll ist nach der Aufgabenverteilung in der Stadtspitze für Themen des Ordnungs- und Wirtschaftsreferats zuständig. Außerdem fallen Kultur und Sport in ihre Kompetenz – zwei Bereiche, die es in der Pandemie besonders schwer haben.
„Der Sportentwicklungsplan ist aber in Arbeit und ich hoffe, dass wir auch das Freilufthallenprogramm realisieren können.“
Ein Zukunftspotenzial für die Stadt sieht Deneke-Stoll im Tourismus, deshalb sei ihr auch die historische Bausubstanz sehr wichtig und weist unter anderem auf die aktuelle Sanierung der Sebastianskirche und die geplante der Ziegelbastei hin. „Anziehungspunkte in Ingolstadt sind auch das Fleißerhaus und das Deutsche Medizinhistorischen Museum. Sie könnten nach der langjährigen Sanierung längst wieder geöffnet sein, Corona verhindert das allerdings gerade noch.“
„Am Ball bleiben“ muss laut Dorothea Deneke-Stoll Ingolstadt aber nicht nur hinsichtlich seines historischen und touristischen Potenzials, sondern auch was Wirtschaft und Wissenschaft betrifft. Konkret nennt sie hier Projekte wie die Urban Air Mobility oder das Autonome Fahren. „Dabei müssen wir unbedingt auch unsere Hochschulen mit ins Boot nehmen.“

Seit dem vergangenen Jahr gibt es in Ingolstadt erstmals eine hauptamtliche dritte Bürgermeisterin. Petra Kleine kümmert sich in dieser Funktion vorrangig um den Umwelt- und Klimaschutz – zwei Themen, die von Referatsebene auf die Ebene der Stadtspitze gehoben wurden. „Kommende Woche laden wir zur Auftaktveranstaltung für die Klimaschutzkonferenz“, so Kleine. „Und wir haben bereits – zusammen mit Partnern aus Wirtschaft und Industrie – die Treibhausgasbilanz auf den Weg gebracht.“ Eine Klimaschutzmanagerin verstärkt inzwischen das Team, das die Ziele „Klimaneutral 2050“ und „nachhaltiges Ingolstadt“ vorantreibt.
Weitere langfristige Themen seien die Biotopkartierung, die Fortschreibung des Landschaftsplans mit Schutz des 2. Grünrings, die Förderung nachhaltiger Mobilität und die Gründung eines Landschaftspflegeverbands.

Dabei sucht Kleine die Zusammenarbeit mit vielen Akteuren. So habe sie schon zu Beginn ihrer Amtszeit mit den jungen Aktivisten von Fridays for Future gesprochen, woraus mittlerweile die Initiative für ein Ingolstädter Jugendparlament entstanden sei, ihr „persönliches Highlight“, wie sie betont.
Auf dem sozialen Sektor seien die Erweiterung des Frauenhauses, die Einrichtung eines Familienplanungsfonds sowie ein humanitäres Flüchtlingsmanagement als wichtige Schritte im ersten Jahr ihres Wirkens als Bürgermeisterin zu nennen.