Ansichtssache. Menschliche Präparate im Museum
Deutsches Medizinhistorisches Museum - 03.04.2025 bis 11.01.2026
Am Mittwoch, 2. April, um 19 Uhr eröffnet das Deutsche Medizinhistorische Museum Ingolstadt (DMMI) seine Jahresausstellung 2025: „Ansichtssache. Menschliche Präparate im Museum“, zu der Kulturreferent Marc Grandmontagne die Gäste begrüßt. Danach erfolgt die inhaltliche Einführung in die Ausstellung durch die Kooperationspartner Prof. Dr. Thomas Schnalke (Berlin), Udo Andraschke MA (Erlangen) und Prof. Dr. Stephan Schwan (Tübingen) sowie Museumsdirektorin Prof. Dr. Marion Maria Ruisinger. Die Eröffnung wird live im YouTube-Kanal des DMMI übertragen und anschließend als Video eingestellt.
In den letzten Jahrhunderten sind an Universitäten und Krankenhäusern große anatomische und pathologische Lehrsammlungen entstanden. Der Status dieser Präparate wird vermehrt hinterfragt, seit 1997 die Ausstellung „Körperwelten“ erstmals in Europa gezeigt wurde. Diese Diskussion erhielt durch die Debatten um „Human Remains“ aus den Unrechtskontexten des Kolonialismus und des Nationalsozialismus eine zusätzliche Dimension. Damit stellt sich für Einrichtungen wie das DMMI die Frage, ob und wie man heute anatomische und pathologische Präparate in Ausstellungen zeigen kann, die sich an eine breitere Öffentlichkeit richten. Welche Funktionen können sie erfüllen? Auf welche Weise kann man sie angemessen zeigen? Oder sollte man lieber ganz darauf verzichten? Die Ausstellung „Ansichtssache“ gibt darauf keine Antwort. Sie lädt vielmehr die Besucherinnen und Besucher ein, sich ihre eigene Meinung zu bilden und ihre eigenen Antworten zu formulieren.
„Dieses Thema kann man nicht zur Diskussion stellen, ohne menschliche Präparate zu zeigen“, so Museumsdirektorin Prof. Marion Ruisinger. Auch wenn auf dem Ausstellungsplakat nur ein leeres Präparateglas abgebildet ist, in der Ausstellung selbst sind gut 100 Präparate zu sehen, größtenteils Leihgaben aus Berlin, Erlangen und München. Sie werden ergänzt durch Modelle, Videos, Fotoarbeiten, Kupferstiche und Gemälde. Sogar ein „Graphic Essay“ wartet darauf, durchblättert zu werden, um sich dem Thema aus verschiedenen Perspektiven anzunähern.
„Die Präparate sind ursprünglich für die medizinische Forschung und Lehre angefertigt worden“, so Ruisinger. Um dies deutlich zu machen, hat das Museumsteam eine der großen historischen Vitrinen ausgeliehen und bestückt, die Rudolf Virchow einst für das Pathologische Museum in Berlin hat bauen lassen. „Aber eine Lehrsammlung funktioniert nicht ohne Lehrer“, so Ruisinger weiter. Deshalb werden zwei Dutzend dieser Präparate im Audioguide erklärt – von Experten (und einer Expertin) aus dem Klinikum Ingolstadt. „Die Kollegin und die Kollegen waren sofort bereit mitzumachen“, freut sich Ruisinger. „Mit ihren anschaulichen Erläuterungen kann man die Präparate auch ohne medizinisches Vorwissen verstehen“.
Für die Rückmeldungen der Besucher gibt es in der Ausstellung einen eigenen Feedback-Raum. „Wir haben diesen Raum extra schick gestaltet, ganz in Pink mit weißem Sofa. Das soll Lust darauf machen, sich hier aufzuhalten und an der Befragung teilzunehmen“, verrät die Museumsleiterin. Hier kann man entweder eine Feedback-Karte für die Pinwand ausfüllen oder sein Smartphone zücken und via QR-Code an der Online-Befragung teilnehmen. Alternativ steht auch ein Tablet bereit. Diese Online-Befragung wird von einer Studentin der Medien- und Kommunikations-Wissenschaften der Universität Leipzig im Rahmen ihrer Bachelor-Arbeit durchgeführt und in dem Dokumentationsband veröffentlicht, der nach der Ausstellung erscheint. So stehen die Ergebnisse später auch anderen Häusern zur Verfügung.
Die Ausstellung entstand in Kooperation mit der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und dem Leibniz-Institut für Wissensmedien Tübingen sowie mit finanzieller Unterstützung durch die Wessely-Stiftung und die Sparkasse Ingolstadt Eichstätt.
Informationen zur Ausstellung:
Dauer: 03.04.2025 bis 11.01.2026
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10:00 bis 17:00 Uhr
Eintritt: 6 Euro, ermäßigt 4 Euro; bis 18 Jahre freier Eintritt; Arzneipflanzgarten mit Café "hortus medicus": Eintritt frei
Ort: Deutsches Medizinhistorisches Museum, Anatomiestraße 18-20, 85049 Ingolstadt