Jakob Balde, der aus Ensisheim im Elsaß stammende Schüler der Jesuiten, hatte beim nächtlichen, einer Ingolstädter Bürgerstochter vergeblich dargebrachten Ständchen, vom Chorgesang der Klosterfrauen von St. Johann im Gnadenthal im Innersten getroffen, sein Schlüsselerlebnis:
Er trat in den Jesuitenorden ein: »Cantatum satis est, frangito barbiton« (»Genug ist gesungen, es zerschelle die Leier«).
Am 1. Juli 1624 trat der am 4. Januar 1604 geborene Student der Jurisprudenz in das Noviziat in Landsberg am Lech ein, am 31. Juli 1640 legte er in München die Profeßgelübde ab.
Theologie studierte er sodann in Ingolstadt.
1635 wurde er wenigstens für wenige Jahre - bis 1638 - Professor der Rhetorik, in jene Jahre fiel die Aufführung des »Jephtias«.
In Neuburg, wohin er 1654 versetzt worden war, starb er am 9. August 1668.
In die Geschichte der Literatur ging er als Dramatiker, vor allem als neulateinischer Lyriker (»deutscher Horaz«) ein.
Johann Gottfried Herder ist die Wiederentdeckung Jakob Baldes zu danken.
1795 erschienen seine Nachschöpfungen Balde'scher Gedichte in 2 Bänden (»Terpsichore«). 1796 sein »Kenotaphium Baldes« und eine Nachlese von Gedichten.
Herder über Jakob Balde:
»In Bayern lebte unser Dichter; und es ist nicht zu bergen, daß er zuweilen mit Missfallen darinn lebte. Er klagt über den Himmel, der seine zarte Gesundheit mit Katharr und Flüssen, mit Fiebern quäle, die ihn mehrmals an den Rand des Grabes versetzten. ...
Außer dem Klima waren einige damals herrschende Sitten des Bayerlandes unserm Dichter nicht freundlich. Um gesund zu seyn, war ihm die strengste Diät nothwendig; die Magerkeit war also seine Muse, die er pries und anpries; keinen trifft seine Geißel schärfer als die Schlemmer, die dicken Bäuche. ...
Von sich rühmt er, daß er, leicht wie ein Schatten, zwischen Göttern und Abgeschiedenen schwebe. In solcher Gesinnung konnten ihm die prassenden Gastmahle der Deutschen nicht sehr erfreulich seyn. ...
Balde war ein römisch-katholischer Geistlicher, der eine Zeitlang dem Hofe zu München predigte; dies giebt einen Aufschluß zu vielen seiner Gedichte. ...«
Balde lehnte, wie viele geistliche Autoren des katholischen Südens, die Reform des Opitz ab.
Er bediente sich in seinen deutschen Versen der jedermann verständlichen volkstümlichen, oberdeutschen Sprache. Oft wurde ihm diese als Unbeholfenheit angekreidet, was niederdeutschen Kritikern in Hinblick auf seine ausgefeilten lateinischen Schöpfungen kaum begreifflich schien.
Dr. Siegfried Hofmann.
Ausstellungs-Katalog: Die Jesuiten in Ingolstadt. 1991.
Gekürzt von Kurt Scheuerer.